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Kunst aus Abfällen? Kein neues Phänomen.

Es hat eine reiche Geschichte, die sich bis in die Antike zurückverfolgen lässt. Von den ersten kreativen Ansätzen der Menschheit bis hin zu den zeitgenössischen Installationen ist deutlich, dass Abfall ein wertvoller Bestandteil der Kunstszene geworden ist.

Die Wurzeln reichen bis in die Antike zurück. Bereits im alten Ägypten wurden Materialien wie zerbrochene Keramiken oder abgenutzte Stoffe genutzt, um neue Kunstwerke oder praktische Gegenstände herzustellen. Diese Art der Wiederverwertung war schlichtweg eine Notwendigkeit, da Ressourcen oft begrenzt waren.

Marcel Duchamp gilt als Pionier. Er stellte den traditionellen Kunstbegriff in Frage. Mit seinen sogenannten „Readymades“ erklärte er bereits die Auswahl eines Gegenstandes zu einem künstlerischen Werk. Das führte zu einem Skandal und einer großen Kontroverse, was Kunst ist und was nicht. 1917 erklärte er ein umgedrehtes Urinal zu einem Kunstwerk. Das Urinal wurde in einer Ausstellung abgelehnt. Man sagte „Das ist keine Kunst“. Tja, er wurde trotzdem damit berühmt.

Kurt Schwitters schuf Collagen aus allem Möglichen – von Zeitungen über Pappe bis hin zu kleinen Fundstücken, die er auf der Straße gefunden hatten. Schwitters bezeichnete seine Arbeiten als „Merzkunst“ – eine kreative Form, die den Abfall der Gesellschaft in etwas Schönes und Wertvolles verwandelte.

Daniel Spoerri galt als Erfinder der sogenannten „Eat-Art“ und war einer der bedeutendsten Künstler der Objektkunst. Er fixierte dabei Essensreste und Geschirr auf zufällig gefundenen Unterlagen. Legendär auch seine „Brotteigobjekte“. Zu einer Ausstellung ließ er als Katalog Abfall in Brote einbacken. Damals galt es als Tabuverletzung, wobei sich aber keiner darüber aufregte, dass Brot täglich im Abfall landete.

Joseph Beuys sagte mal: «Der Fehler fängt schon an, wenn einer losgeht, Leinwand und Farben zu kaufen.» Ihm waren vor allem die Aktionen wichtig. Die Gesellschaft sah er als soziale Plastik. Er wollte die Gesellschaft reformieren und den Kunstbetrieb demokratisieren. Im Zusammenhang mit Kunstwerken wie der Badewanne oder der Fettecke wird gerne die Redewendung „Ist das Kunst oder kann das weg?“ benutzt.

Oder der Aktionskünstler HA Schult gestaltet die sogenannten „Trash People“. Diese lebensgroßen Müllmenschen aus Abfall weisen auf die negativen Folgen der Konsumgesellschaft hin. Sie wurden schon in vielen Teilen der Welt gezeigt. Ein Mahnmal gegen die Wegwerfgesellschaft ist auch die sechs Meter hohe Skulptur „Wertgigant“, die komplett aus Elektroschrott besteht.

Und dann gibt es noch den großartigen Streetart-Künstler Bordalo II. Sein Motto: „Des einen Müll ist des anderen Schatz“. Er kombiniert Graffiti mit Stadtmüll, Abfall von Baustellen, Autos und vielem mehr. Dabei mischt er sie entweder zu einer riesengroßen Skulptur oder als großes Mural an Hausfassaden. Dort fließen seine Motive vom flachen Graffiti ins Hochrelief aus den ganzen Abfällen.

Wie man sieht, Kunstwerke aus Schrott, Abfall oder Gerümpel haben in der Kunstgeschichte eine lange Tradition. Kunst aus Müll und Abfall ist ein faszinierendes Genre in der Kunst. Es bietet nicht nur einen neuen Blick auf das, was wir als wertlos erachten, sondern regt auch zu wichtigen Diskussionen über unseren Umgang mit Ressourcen an. Vielleicht sollten wir also alle einen Blick in unsere Mülltonnen werfen – wer weiß, welche Kunstwerke dort verborgen liegen!